Da stand ich also, abends um 21 Uhr, in Singapur am Busbahnhof und wartete auf den Start Richtung Malaysia.
Azmil hatte mich zur Hochzeit seines Bruders ins Land eingeladen, die Umstände waren perfekt, da ich sowieso noch nicht wirklich nach Thailand wollte … Seit genau zwei Wochen hatte ich Deutschland verlassen und befand mich jetzt schon vor der ersten, unvorhersehbaren Planänderung der Route. Das Ziel hieß erst mal „Kuala Terrengano“ und war 9h Busfahrt entfernt. Nach einer Stunde verließen wir Singapur und mussten alle zur Grenzkontrolle raus, recht unkompliziert, wieder einen neuen Stempel eingeheimst und zurück in das große, rollende Bett. Zehn Minuten später der gleiche Spaß nochmal, aber diesmal für die Einreise nach Malaysia und komplett mit unserem Gepäck. War ein wenig nervig das Prozedere, aber als Belohnung gab es wieder einen neuen Eintrag in den Reisepass 🙂 Ich hatte es mir gerade bequem gemacht, das Filmchen lief und die Schokolade war schon fast im Mund, da hielten wir an einem recht großen Busbahnhof, bei der Durchsage in einem recht unverständlichen Englisch hörte man raus, dass wir den Bus tauschen und mit einem anderen weiter fahren … Schade. Es ging dabei wohl nicht darum, dass unser altes Gefährt kaputt sei, sondern ich denke, dies ist taktisch aus Benzinpreisgründen. In Singapur zahlt man recht viel und hat da auch die Regel, dass man einen dreiviertel vollen Tank haben sollte, um das Land verlassen zu dürfen. An einheimische Malaysier wird das Benzin auch nochmal viel billiger verkauft, als an Ausländer, daher werden die Reisenden wahrscheinlich nur kurz über die Grenze geschafft und in einen vollgetankten Bus mit billigeren Sprit gesetzt. Keine Ahnung, was der Grund war, die restliche Nacht verlief auf jeden Fall ganz gemütlich, auch ein paar Minuten Schlaf waren mir vergönnt. Angekommen gegen 6.30 Uhr und ziemlich gerädert haben wir unser Reisemittel verlassen. Sofort standen „Taxifahrer“ bereit und haben begonnen für sich zu werben, damit sie uns an unser wirkliches Reiseziel bringen können. Erst mal ablehnen und durchkämpfen war das Motto, eigentlich hatte ich für die restlichen 120 km nach „Kuala Besut“ mich für eine weitere Busfahrt entschieden, welche nur ein Zehntel des Preises vom Taxi betrug. Da aber zwei Holländer noch mit mir reisten und das gleiche Ziel hatten, wurde sich das Taxi geteilt. Damit stieg der Preis zwar von drei auf sechs Euro … aber hey, ein wenig Komfort muss auch mal sein 🙂 Wir stiegen also in ein recht runtergekommenes Auto, einer Privatperson alias „Taxifahrer“ und dann begann die wilde Fahrt. Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote sah der gute Herr mehr als Empfehlung an, die ihm nicht so ganz in den Zeitplan passte … Also da hat Marco wirklich noch einen sicheren Fahrstiel dagegen 🙂 Knapp über eine Stunde voller Adrenalin und wir erreichten nun, natürlich putzmunter, die Fähre zu den „Perhentian Islands“ … Naja Fähre … es handelte sich um kleine Speedboote die mit einem ordentlichen Tempo durch den Ozean pflügten … Spaß hat es auf jeden Fall gemacht und sicher angekommen waren wir auch, also alles halb so wild. Dummerweise gab es auch Verluste, eine Dose Bier im Rucksack hatte es nicht mehr ausgehalten und ist eigenständig explodiert … der Fotorucksack nass und ein Drittel der Dose schon weg … was nen Desaster, da musste ich erst mal den Rest dann vorm Check-In gemütlich in der Sonne austrinken, ärgerlich! Nach einem kurzen Power-Nap ging es dann erst mal zum Mittags-Buffet und anschließend an den Strand. Die Umgebung war sehr faszinierend, glasklares Wasser, Regenwald auf der anderen Seite und richtig schöner weißer Strand, kurzum: ein Paradies 🙂 Meine Zeit verbrachte ich am Strand oder mit der Kamera bewaffnet beim Erkunden der Insel … einfach ausspannen und Kraft tanken, reisen ist schon anstrengend 🙂 Freitag früh um acht Uhr war dann Check-out, ich musste noch mit dem Boot zurück um meinen Bus nach Kuala Lumpur zu erwischen. Es lagen nun weitere Neun Stunden Fahrt vor mir, aber das war alles recht entspannt. Kaum angekommen, fix in die U-Bahn und ab zu Azmil, es war sehr schön ihn wieder zu treffen und Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Sie lebten in drei Generationen in einem Haus und das ist schon recht unterschiedlich zu unserem Leben in Deutschland, es ist nicht üblich, dass man auszieht und sein eigenes Ding macht, hier wird das Familienleben noch groß geschrieben, der Umgang miteinander ist so liebevoll und Freunde sind immer willkommen, teilweise habe ich mich sogar wie ein temporärer kleiner Teil des Großen und Ganzen gefühlt 🙂 Wir waren noch typisches lokales Essen uns einverleiben und dann war warten angesagt, bis alle von Arbeit kamen und wir in Richtung Ipoh aufbrechen konnten. Der Ort lag 210 km nördlich und da sollte auch die Hochzeit stattfinden, gegen 23 Uhr sind wir losgefahren und wieder einmal waren die Geschwindigkeitsbegrenzungen nur Empfehlungen, aber hat ein Heidenspaß gemacht. Die Kisten waren ein wenig Hobby-getuned und daher gab es auch immer wieder kleinere Spielerein auf dem Highway mit anderen Fahrern. Sollte die Polizei dich hier anhalten, weil man zu schnell gefahren ist, dann zahlt man einmalig umgerechnet 75€ und das wars, egal wie viel man gerast ist oder wie oft man schon angehalten wurde. Ich denke dies könnte einigen Leuten daheim gefallen 🙂 Der Benzinpreis war mit 40 Cent pro Liter auch recht angenehm und daher sind die Autos recht beliebt in dem Land. Nach der Ankunft haben wir noch kurz ein wenig gequatscht und dann ging es ins Bett, es stand ein anstrengender Tag vor uns. Der Tag startete mit einem indischen Frühstück, was natürlich für europäische Mägen etwas ungewöhnlich ist, scharf und warm esse ich sonst eher nicht, aber war super lecker 🙂 Nun machten sich alle fertig und es sollte dann auch bald zur Mall gehen, ja richtig gelesen, die Hochzeit sollte in einem Einkaufszentrum stattfinden, das war auch die erste überhaupt in Malaysia. Daher wurde alles gesponsert und das Paar musste kaum etwas bezahlen, lokales Fernsehen und Zeitungsreporter waren vor Ort um alles zu dokumentieren, schon lustig das ganze Spektakel. Das Brautpaar kam mit samt einer ganzen Meute von Leuten in den Hochzeitsraum, es ähnelte ein wenig einem Umzug, viel Musik wurde gespielt und alles sah recht pompös aus. Die Ganze Zeremonie dauerte sicherlich zwei Stunden und am Ende war ich sogar ein Teil davon, mein Name wurde aufgerufen und ich sollte vorkommen um dem Brautpaar traditionell alles Gute zu wünschen, dabei war die Aufgabe verschiedene Kräuter in die Hände zu legen und etwas Wasser darüber zu verteilen, schon ein komisches Gefühl, vor all den Menschen, aber recht witzig im Endeffekt. Anschließend gabs Essen und auf der Bühne sind verschiedene Künstler aufgetreten, sehr unterhaltsam. Wer danach noch eine große Party erwartet hat, war etwas schief gewickelt, es handelte sich um Muslime und da ist Alkohol etc. nicht erlaubt, somit war das Ganze dann auch zu Ende. Wir fuhren zur Unterkunft zurück und ruhten uns noch ein wenig aus. Yuni und ich waren noch etwas uns die Nachbarschaft anschauen und stoppten an einem traditionellen Nachtmarkt, es wurde gekocht, gegrillt und man konnte recht viel verschiedene, für uns sicherlich außergewöhnliche Sachen probieren. Mein Plan war mit einem Bus in die „Cameron Islands“ zu fahren, um mir das Gebirge ein wenig anzuschauen und da noch etwas Zeit zu verbringen, als die anderen das hörten wurden sie richtig neidisch und zack dann wars entschieden … alle wollten mitkommen und wir sind mit fünf Autos dahin gefahren … die ganze Familie, Oma, Eltern, Enkel … sehr coole Aktion und absolut spontan. Erreicht haben wir unser Ziel Abends gegen Elf Uhr und nun musste aber noch eine Unterkunft gefunden werden, es war richtig schwer, alles war ausgebucht, absolut alles, von den günstigsten Zimmern bis hin zu den Fünf-Sterne Hotels … wir haben bis zwei Uhr Nachts gesucht und dann entschieden wieder nach Kuala Lumpur zu fahren, da es keinen Sinn mehr gemacht hat… sehr schade 🙁 Gegen fünf Uhr sind wir auch angekommen und todmüde ins Bett gefallen … was für ein Tag 🙂 Nach einem ausgiebigen Frühstück brachten wir Yuni zum Bahnhof, sie musste wieder zurück nach Jakarta fliegen. Für mich stand ein Wechsel ins Hostel an um noch einige Zeit in der Stadt zu haben und mir alles anzuschauen. Die Unterkunft war der Hammer, mein Bett stand in einem sogenannten „24 people mixed Dorm“, ergo mit 23 anderen Leuten in einem Raum, das konnte was werden … aber Pusteblume, es war total entspannend. Da waren keine Schlafmöglichkeiten, wie man sich das so vorstellt, es handelte sich eher um ein für Japan typisches Zimmer, mit Waben in der Wand, wo man schlief. Es gab Licht, Strom und ein kleines Fach, außerdem war es möglich einfach den Vorhang hinter sich zu schließen und schon kehrte Ruhe ein … genau das was ich zum Ausspannen brauchte 🙂 Fürs Feiern mit den anderen Reisenden war eine sehr hübsche Dachterrasse vorhanden, die EM wurde jede Nacht live übertragen, es gab eine Bar und immer neue Leute zu treffen. Eines Abends kam ich grad von einer Stadtbesichtigung und traf dann Stephanie aus Perth im Zimmer, sie war eigentlich Kanadierin, lebte und studierte aber in Australien, da haben wir beschlossen noch etwas essen und trinken zu gehen. Sie war gerade angekommen und machte einen Zwischenstopp, um dann weiter über London nach Toronto zu fliegen, es waren sechs Wochen Ferien an der Universität. Diese Richtung war eigentlich unüblich um nach Canada zu kommen, aber in Ihrem Fall billiger. Für den Ausklang des Abends wartete ein Deutschlandspiel, da gab es nur ein Problem, es startete erst 2.45 Uhr, ging dann auch entsprechend bis fast zum Sonnenaufgang, aber gelohnt hat es sich auf jeden Fall 🙂 Der nächste Tag sollte schon um 9 Uhr starten, da wir gemeinsam auf eine, vom Hostel organisierte, Stadttour im Bus gehen wollten. Es war nicht allzu einfach, doch alle schafften es, mehr oder weniger pünktlich, aufzustehen und hatten einen aufregenden Tag mit vielen Sehenswürdigkeiten. Daniel und Christoph aus Deutschland, Enio aus der Schweiz, Steph, Steve aus England, sowie Jaena und Ryan aus den USA waren in unserer kleinen Gruppe, welche sich über die Tage recht gut zusammengelebt hatte und auch viel unternahm. Einige lange und coole Nächte hatten wir auf der Dachterrasse und immer wieder kamen neue Leute dazu, so stellt man sich das Hostelleben vor und genau dies ist auch das faszinierende, Spaß mit Menschen aus der ganzen Welt, welche man sonst wohl nie kennen gelernt hätte und welche zu temporären und teilweise auch zu engeren Freunden werden. Den einen Tagen haben wir noch ein Einkaufszentrum besucht, in welchem ein Funpark mit einer Achterbahn verbaut war … absoluter Wahnsinn 🙂 Natürlich musste es ausprobiert werden, es gab auch noch andere Geräte, in denen einem ordentlich schlecht wurde und manche haben geschriehen wie kleine Mädchen 🙂 Anschließend noch japanisch Essen und die Nacht an den „Petronas Twintowers“ verbringen, viel Unsinn machen und mit viel zu vielen Menschen in einem Taxi für 2 Euro heimfahren. Unser letzter gemeinsamer Abend war angebrochen, viele wollten die nächsten Ziele ansteuern und auch ich hatte einen Flug nach Jakarta / Indonesien zu erwischen. Erst war packen angesagt, niemand wollte sich das nach einer durchzechten Nacht kurz vor der Abreise antun … später gab es noch ein Sit-in bei uns im Zimmer um zu quatschen, ein wenig zu trinken und einfach eine gute Zeit verleben. In dem Hostel gab es eine Kameraüberwachung und daher kreuzte auch recht schnell ein Wachmann auf und wollte, dass wir doch bitte aufs Dach umziehen und gab uns deutlich zu verstehen, dass der Genuss von alkoholischen Getränken nicht gestattet sei … er kam noch einige Male wieder, aber irgendwie konnten wir uns immer wieder rausreden, nach Mitternacht ließ er aber nicht mehr mit sich reden und wir gingen dann hoch. Gegen vier Uhr bin ich dann „leicht angetrunken“ ins Bett, mein Wecker sollte um sieben klingeln, um meinen Flieger zu bekommen, musste ich spätestens kurz nach acht das Hostel verlassen… Als ich aufwachte war es 7.55 Uhr …. FUCK!!! Aufspringen, alles zusammenramschen und ab zum Bahnhof … das Busshuttle zum Flughafen brauchte ca. eine Stunde, davon hab ich 55 Minuten geschlafen 🙂 Evtl. fragt ihr euch, was ich eigentlich in Indonesien wollte … der Stop war nicht auf meiner Route eingeplant … das lag ganz einfach daran, dass ich Yuni kennengelernt hatte. Sie war schon mit in Singapur im Hostel und dann auch auf der Hochzeit bei Azmil, da wir die einzigen waren, die nicht zur Familie gehörten, lag es nahe auch viel Zeit miteinander zu verbringen. Irgendwann meinte Yuni, dass ich gerne sie besuchen kommen kann, wenn ich das wöllte und zack, war es beschlossene Sache … Es wartete also wiedermal ein Abendteuer in einem absolut fremden Land auf mich, gemeinsam mit einer Familie, welche schon ewig dort lebt … aber dazu später mehr 🙂